BSE / TSE

BSE / TSE und ihre Relevanz für Primärpackmittel in der Pharmaindustrie

Die Sicherheit von Arzneimitteln ist ein entscheidender Faktor in der pharmazeutischen Industrie. Eine der bedeutendsten Herausforderungen ist die Vermeidung von Kontaminationen durch Bovine Spongiforme Enzephalopathie (BSE) und verwandte transmissible spongiforme Enzephalopathien (TSE). Diese Krankheiten, die durch Prionen verursacht werden, sind nicht nur für Tiere, sondern auch für den Menschen potenziell gefährlich, insbesondere durch die Übertragung des Erregers über kontaminierte pharmazeutische Produkte. Primärpackmittel wie Gummistopfen, Plunger und Vials spielen eine Schlüsselrolle in der Sicherheit von Arzneimitteln. Diese Materialien stehen in direktem Kontakt mit dem Medikament und können eine potenzielle Quelle für BSE/TSE-Risiken sein, wenn sie aus tierischen Derivaten hergestellt werden.

Definition

BSE (Bovine Spongiforme Enzephalopathie): Eine neurologische Erkrankung bei Rindern, die durch Prionen verursacht wird. Prionen sind infektiöse Proteine, die fehlerhaft gefaltet sind und andere Proteine zu einer ähnlichen fehlerhaften Faltung zwingen.

TSE (Transmissible Spongiforme Enzephalopathien): Eine Gruppe verwandter Erkrankungen, die bei verschiedenen Tierarten auftreten und auf den Menschen übertragbar sein können (z. B. Creutzfeldt-Jakob-Krankheit).

 

Übertragungswege

BSE/TSE wird nicht durch herkömmliche Mikroorganismen (wie Bakterien oder Viren), sondern durch Prionen übertragen. Diese sind äußerst widerstandsfähig gegenüber Sterilisationsverfahren und chemischer Behandlung.

 

BSE/TSE in der Pharmaindustrie

Die pharmazeutische Industrie ist betroffen, da viele Herstellungsverfahren und Materialien tierische Derivate verwenden, darunter:

Gelatine: In Kapseln oder als Stabilisator in Impfstoffen.

Talgderivate: Als Bestandteil von Schmiermitteln oder Additiven in der Produktion von Gummistopfen und anderen Packmitteln.

Cholesterin: In Lipidformulierungen oder Zellkulturmedien.

Primärpackmittel wie Gummistopfen, Plunger oder Vials spielen eine zentrale Rolle in der Sicherheit von pharmazeutischen Produkten. Diese Verpackungskomponenten können indirekt zu BSE/TSE-Risiken beitragen, insbesondere wenn Materialien tierischen Ursprungs verwendet werden.

 

Gummistopfen:

Gummistopfen werden häufig in Glasvials verwendet, um flüssige oder gefriergetrocknete Arzneimittel zu verschließen. In der Herstellung von Elastomeren für Gummistopfen werden gelegentlich tierische Derivate wie Stearinsäure oder Talgderivate verwendet. Diese Substanzen dienen als:

Schmiermittel: Zur Verbesserung der Verarbeitbarkeit von Elastomeren.

Weichmacher oder Stabilisatoren: Zur Anpassung der Materialeigenschaften.

 

Wenn diese tierischen Derivate aus BSE/TSE-gefährdeten Quellen stammen, besteht das Risiko, dass sie Prionen enthalten.

 

Plunger:

Plunger, die in vorgefüllten Spritzen oder Autoinjektoren verwendet werden, bestehen ebenfalls aus elastomeren Materialien, die tierische Derivate enthalten können. Diese können während der Herstellung, der Lagerung oder durch direkten Kontakt mit dem Arzneimittel eine mögliche Kontaminationsquelle darstellen.

 

Vials:

Glasvials selbst stellen kein direktes Risiko für BSE/TSE dar, da Glas anorganisch ist. Allerdings können Beschichtungen, Reinigungsmittel oder andere Komponenten tierische Derivate enthalten und damit das Risiko erhöhen.

Die Risiken durch BSE/TSE haben zu umfassenden regulatorischen Anforderungen in der pharmazeutischen Industrie geführt. Diese Anforderungen betreffen sowohl Wirkstoffe als auch Verpackungsmaterialien.

 

EU-Regularien:

Die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) hat Richtlinien herausgegeben, um BSE/TSE-Risiken zu minimieren. Dazu zählt insbesondere die EMA/410/01, die Anforderungen an die Bewertung tierischer Derivate definiert:

Nachweis der Herkunft: Tierische Materialien müssen aus Regionen stammen, die als BSE/TSE-frei gelten.

Dokumentation: Hersteller müssen die gesamte Lieferkette nachverfolgen und dokumentieren.

Risikoklassifizierung: Materialien werden in Risikoklassen eingeteilt, je nachdem, welches Tiergewebe verwendet wurde (z. B. Gehirn oder Talg).

 

US FDA:

Die FDA verlangt von Herstellern, dass alle Materialien, die mit Arzneimitteln in Kontakt kommen, auf potenzielle BSE/TSE-Risiken geprüft werden. In der Guidance for Industry on TSE Risks fordert die FDA:

• Vollständige Eliminierung von Materialien aus BSE/TSE-gefährdeten Quellen.

• Prüfungen auf Prionenfreiheit in Verpackungsmaterialien.

 

ISO-Standards:

ISO-Normen für Primärpackmittel (z. B. ISO 8871 für Elastomere) legen fest, dass Materialien auf BSE/TSE-Risiken geprüft werden müssen. Dies betrifft insbesondere Gummistopfen und Plunger, die direkten Kontakt mit dem Arzneimittel haben.

Um das Risiko von BSE/TSE in Primärpackmitteln zu minimieren, werden in der pharmazeutischen Industrie mehrere Strategien angewendet.

 

Materialsubstitution:

Verwendung synthetischer Materialien: Talgderivate werden durch pflanzliche oder synthetische Alternativen ersetzt.

Eliminierung tierischer Additive: Hersteller setzen verstärkt auf chemisch definierte Materialien ohne tierische Derivate.

 

Strenge Lieferantenkontrolle:

Herkunftsnachweis: Materialien tierischen Ursprungs müssen aus Ländern stammen, die von der Weltorganisation für Tiergesundheit (OIE) als BSE-frei eingestuft wurden.

Zertifizierung: Zulieferer müssen garantieren, dass ihre Produkte keine prionenhaltigen Substanzen enthalten.

 

Sterilisations- und Reinigungsverfahren:

Validierte Prozesse: Obwohl Prionen gegenüber üblichen Sterilisationsverfahren resistent sind, können spezielle Hochtemperaturprozesse die Sicherheit erhöhen.

Reinigung: Beschichtungen oder Schmiermittel in der Herstellung von Vials und Stopfen müssen frei von tierischen Rückständen sein.

 

Risikobasierte Bewertung:

Produktionsrisikoanalyse: Hersteller bewerten jedes Primärpackmittel hinsichtlich möglicher BSE/TSE-Risiken.

Tests auf Prionenfreiheit: Analytische Verfahren werden eingesetzt, um Spuren tierischer Materialien zu detektieren.

Herausforderungen:

Kosten: Die Substitution tierischer Materialien und die Umsetzung strenger Prüfprozesse erhöhen die Produktionskosten.

Technische Limitierungen: Einige synthetische Alternativen bieten nicht die gleiche Leistung wie Materialien mit tierischen Derivaten.

Regulatorische Vielfalt: Unterschiedliche Anforderungen in verschiedenen Ländern erschweren die Standardisierung.

 

Zukunftsperspektiven:

Innovation in Materialien: Die Entwicklung neuer, vollständig synthetischer Elastomere und Beschichtungen wird weiter vorangetrieben.

Automatisierte Prüfprozesse: Fortschritte in der Analytik ermöglichen effizientere Tests auf BSE/TSE-Risiken.

Globale Harmonisierung: Regulatorische Anforderungen könnten international standardisiert werden, um Herstellern die Einhaltung zu erleichtern.

BSE/TSE stellt eine erhebliche Herausforderung für die Sicherheit von Arzneimitteln dar, insbesondere bei der Verwendung von Primärpackmitteln wie Gummistopfen, Plungern und Vials. Obwohl diese Materialien oft nur indirekt mit tierischen Derivaten verbunden sind, erfordern ihre Herstellung und Verwendung strenge Kontrollen, um das Risiko der Prionenkontamination zu minimieren. Durch regulatorische Maßnahmen, Materialsubstitutionen und innovative Technologien arbeitet die Industrie daran, dieses Risiko zu eliminieren und die Sicherheit von Arzneimitteln weltweit zu gewährleisten. Die Zukunft wird durch synthetische Materialien und standardisierte Prüfverfahren geprägt sein, die ein hohes Maß an Sicherheit bei gleichzeitiger Kosteneffizienz bieten.

Mehr erfahren?

Möchten Sie mehr über unser Sortiment erfahren oder haben Sie Fragen? Sie benötigen ein individuelles Angebot oder Informationen zu Bestell-, Liefer- und Zahlungskonditionen? Kontaktieren Sie uns per Telefon, Email oder Live-Chat.