GMP Annex 1 - Contamination Control Strategy (CCS)

GMP Annex 1 - Contamination Control Strategy (CCS)

Der überarbeitete Annex 1 des EU-GMP-Leitfadens, der im August 2022 veröffentlicht wurde, stellt einen entscheidenden regulatorischen Meilenstein für Pharma- und Biotech-Unternehmen dar, die sterile Arzneimittel herstellen. Insbesondere für Unternehmen, die aseptische Abfüllprozesse durchführen, bringt die Revision erhebliche Änderungen mit sich, um höhere Qualitäts- und Sicherheitsstandards zu gewährleisten. Die Neufassung des Annex 1 betont einen risikobasierten Ansatz, der auf kontinuierlicher Prozessüberwachung, modernen Technologien und einer verbesserten Qualitätskultur basiert.

Eine der zentralen Neuerungen des Annex 1 ist die Einführung eines ganzheitlichen risikobasierten Ansatzes zur Kontaminationskontrolle. Unternehmen müssen eine Contamination Control Strategy (CCS) implementieren, die sämtliche Risiken entlang der aseptischen Produktionskette identifiziert, bewertet und minimiert.

 

Die CCS umfasst unter anderem:

• Reinraumklassifizierung und -überwachung

• Mikrobiologische Kontrolle und Umgebungsmonitoring

• Sterilfiltration und aseptische Prozessführung

• Personalhygiene und Schulungskonzepte

• Validierung und kontinuierliche Verbesserung

 

Unternehmen müssen dokumentieren, wie sie Kontaminationsrisiken minimieren, um die Sterilität des Endprodukts sicherzustellen. Eine kontinuierliche Datenanalyse und Trendbewertung sind essenziell, um Abweichungen frühzeitig zu erkennen.

Die Anforderungen an Reinräume und deren Überwachung wurden deutlich verschärft. Unternehmen, die aseptische Abfüllungen durchführen, müssen sicherstellen, dass:

 

• Reinräume nach ISO 14644-1 klassifiziert und regelmäßig requalifiziert werden.

• Die Partikelüberwachung für Grad A und B in Echtzeit erfolgt.

• Die mikrobiologische Belastung durch aktive Luftkeimsammler und Oberflächenmonitoring kontinuierlich bewertet wird.

• Abweichungen sofort untersucht und Korrekturmaßnahmen umgesetzt werden.

 

Besonders herausfordernd ist die Anforderung, dass Partikelmessungen in ISO-5/Grade A-Bereichen kontinuierlich erfolgen müssen, um kritische Kontaminationen frühzeitig zu detektieren. Dies erfordert den Einsatz moderner automatisierter Monitoring-Systeme, die Echtzeitdaten liefern.

Da menschliche Eingriffe die größte Kontaminationsquelle in der aseptischen Produktion sind, fordert der Annex 1 eine verstärkte Nutzung von:

 

Isolatoren und Restricted Access Barrier Systems (RABS): Diese Systeme reduzieren das Risiko einer Kreuzkontamination erheblich, indem sie den direkten Kontakt zwischen Bedienpersonal und Produkt verhindern.

Automatisierte Abfüllsysteme und Robotertechnologie: Der Einsatz von Robotern in der aseptischen Abfüllung minimiert das Risiko von Partikelemissionen durch menschliches Personal.

Einwegtechnologien (Single-Use-Systems, SUS): Diese helfen, das Risiko einer Kontamination durch wiederverwendbare Komponenten zu reduzieren und vereinfachen die Sterilitätskontrolle.

 

Unternehmen, die noch auf konventionelle Abfüllmethoden mit Handschuhboxen oder manuellen Eingriffen setzen, stehen unter großem Druck, ihre Prozesse zu modernisieren.

Die Validierung der aseptischen Prozesse durch regelmäßige Media Fills ist ein weiteres Kernelement des überarbeiteten Annex 1. Hierbei werden mikrobiologische Nährmedien anstelle von Arzneimitteln abgefüllt, um die Prozesssicherheit zu testen.

 

Neu ist die Forderung, dass:

• Media Fills unter realen Produktionsbedingungen durchgeführt werden müssen.

• Worst-Case-Szenarien getestet werden müssen (z. B. längere Stillstandszeiten oder schwierige Eingriffe).

• Striktere Akzeptanzkriterien gelten: Jeder positive Befund muss ausführlich untersucht werden.

 

Diese Anforderungen bedeuten für Unternehmen einen höheren Aufwand in der Prozessvalidierung, aber auch eine verbesserte Prozesssicherheit und Produktqualität.

Der Annex 1 legt großen Wert auf eine intensive Schulung des Personals. Insbesondere für Mitarbeiter in aseptischen Bereichen gelten nun verschärfte Anforderungen:

 

• Regelmäßige GMP- und Hygieneschulungen sind Pflicht.

• Hands-on-Trainings und Simulationen müssen nachweislich durchgeführt werden.

• Strengere Eingangs- und Schleusenprotokolle für Reinräume.

 

Das Ziel ist es, das Bewusstsein für aseptische Prozesse zu stärken und menschliche Fehler auf ein Minimum zu reduzieren.

Die Umsetzung des neuen Annex 1 stellt für viele Pharma- und Biotech-Unternehmen eine große Herausforderung dar:

• Hohe Investitionskosten für neue Technologien (z. B. Isolatoren, RABS, Automatisierung).

• Umfassende Anpassung von Reinigungs- und Monitoringsystemen.

• Schulung und Umqualifizierung von Mitarbeitern.

• Striktere Auditierungen und Inspektionen durch Behörden.

 

Gleichzeitig bietet die Umsetzung der neuen Anforderungen auch Chancen:

• Höhere Produktsicherheit und Patientenschutz.

• Effizientere Prozesse durch Automatisierung.

• Bessere Compliance und geringeres Risiko von Produktrückrufen.

 

Unternehmen, die frühzeitig auf moderne Technologien und eine ganzheitliche Contamination Control Strategy (CCS) setzen, werden langfristig von den neuen Regelungen profitieren.

Der überarbeitete Annex 1 des EU-GMP-Leitfadens stellt eine der umfassendsten Änderungen für die aseptische Arzneimittelproduktion der letzten Jahre dar. Pharma- und Biotech-Unternehmen stehen vor der Herausforderung, strengere Anforderungen an Reinraumklassifizierung, Prozessvalidierung, Personalhygiene und technologische Innovationen zu erfüllen. Die Einführung eines ganzheitlichen risikobasierten Ansatzes, verstärkte Automatisierung und der verstärkte Einsatz von Isolatoren und RABS sind zentrale Maßnahmen, um die neuen Vorgaben zu erfüllen. Unternehmen, die diese Veränderungen konsequent umsetzen, können nicht nur regulatorische Konformität sicherstellen, sondern auch langfristig die Qualität und Sicherheit ihrer Produkte verbessern.

Mehr erfahren?

Möchten Sie mehr über unser Sortiment erfahren oder haben Sie Fragen? Sie benötigen ein individuelles Angebot oder Informationen zu Bestell-, Liefer- und Zahlungskonditionen? Kontaktieren Sie uns per Telefon, Email oder Live-Chat.